Akupunktur in der TCM
Die Akupunktur gehört zu den wichtigsten Anwendungen in der Chinesischen Medizin. Dabei werden sehr feine Nadeln in sogenannte Akupunkturpunkte gesetzt um den Energiefluss zu beeinflussen. Das Qi wird gestärkt oder beschleunigt. Stagnierte Energie wird bewegt oder überflüssiges und schädliches Qi wird ausgeleitet und aus dem Energiesystem entfernt. Je nachdem was gerade wichtig erscheint. Das ist in Kurzfassung das Prinzip der Akupunktur. Die Akupunktur erfreut sich immer wachsender Beliebtheit und wird auch immer mehr von der Schulmedizin entdeckt und integriert. Deshalb gibt es viele Ansätze Studien zu erstellen und wissenschaftliche Beweise für deren Wirksamkeit zu erbringen. Das Qi, die Energie und Wirkkraft des Menschen ist jedoch bis heute, mit wissenschaftlichen Mitteln, nicht wirklich greifbar. Das hat einen ganz einfachen Grund: Es ist nicht materieller, also stofflicher Natur.
Wie funktioniert Akupunktur?
Im menschlichen Körper zirkulieren Blut, Flüssigkeiten, Hormone und Nervenimpulse. All das fließt im Körper in unterschiedlichen Bahnen und Netzwerken. Das Blut fließt in Blutbahnen, Nervenimpulse in Nervenbahnen etc. Diese Netzwerke stehen miteinander in Verbindung und bedingen sich gegenseitig. Nach den Vorstellungen der TCM fließt das Qi ebenfalls in Energiebahnen, die untereinander vernetzt sind. Sie werden auch als Meridiane oder Leitbahnen bezeichnet.
Meridiane
Die Meridiane bilden ein weiteres Netzwerk, nämlich das Meridiansystem. In diesen Bahnen fließt Qi, eine Art Energie, die den Körper belebt. Das Qi wärmt, bewegt und versorgt die Organe und Gewebe mit Energie. Dadurch ermöglicht es die einwandfreie Funktion des Körpers.
Dieses Leitbahnsystem ist feinstofflicher als das Nervensystem und kann mit den derzeitigen Mitteln der Wissenschaft nur indirekt untersucht werden.
Auch in der chinesischen Medizin wird das Qi des Körpers indirekt über dessen Auswirkungen beurteilt, die sich in Symptomen, Puls und Zunge zeigen. Denn die Funktion des Körpers kann man nicht direkt sehen oder messen, sondern man kann sie nur an dessen Auswirkung erkennen.
Es gibt Menschen und Therapeuten, die eine so feine Wahrnehmung haben, dass sie es direkt fühlen können, doch die meisten bedienen sich der indirekten Beurteilung.
Die Funktion des Qi
Das Qi hat viele Aufgaben im Körper. Hier einige Beispiele:
- Es unterstützt die Drüsen und das Ausschütten von Hormonen.
- Es bringt die Verdauungssäfte zum Fließen und bewegt die Nahrung im Körper über die Peristaltik in die richtige Richtung.
- Ferner hilft es bei der Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung.
- Zusätzlich hilft es die Hautporen zu öffnen und zu schließen. Dadurch reguliert es das Schwitzen.
- Es senkt ab und ermöglicht das Ausscheiden von Stoffen wie z.B. Urin und Stuhl.
- Es hebt Dinge an und hält dadurch Organe an ihrem Platz.
- Qi dichtet Körperöffnungen ab und verhindert, dass Urin, Stuhl, Samenflüssigkeit und vaginales Sekret aus dem Körper auslaufen, wenn sie es nicht sollen.
- Ebenso hält es den Muttermund in der Schwangerschaft geschlossen.
- Es bewegt das Blut und gleichzeitig hält es das Blut in den Gefäßen und verhindert dadurch Blutungen.
Kurz: Das Qi fließt in einem Leitbahnsystem, den sogenannten Meridianen. Die Meridiane sind untereinander stark vernetzt und haben eine enge Verbindung zum Nervensystem. Zusätzlich haben sie eine enge Verbindung zum Blut- und dem Lymphsystem. Das führt dazu, dass das Qi auch Blut und Flüssigkeiten im Körper bewegt und reguliert.
Anders ausgedrückt: Qi vitalisiert den Körper und ist für seine Funktion zuständig. Es bewegt Blut und Flüssigkeiten und wärmt den Körper. Dadurch kann er mit allem was er braucht, optimal versorgt werden.
Akupunkturpunkte
Akupunturpunkte sind kleine Öffnungen oder Tore auf den Leitbahnen/Meridianen. Über diese Öffnungen ha der Körper Verbindung zum feinstofflichen Körper, der Aura.
Über diese Pforten nimmt der Akupunkteur Verbindung zum Qi des Körpers auf. Das Qi fließt in den Meridianen. Die Meridianen durchziehen den gesamten Körper und sind untereinander vernetzt. Sie unterstützen sich gegenseitig. Deshalb ist es beispielsweise möglich, Akupunkturpunkte am Fuß zu nadeln um den Kopf zu behandeln.
Auswahl von Meridianen und Akupunkturpunkten
Wie der TCM-Therapeut die Meridiane und Akupunkturpunkte auswählt, hängt mit dem System zusammen mit dem er arbeitet. Es gibt verschiedene Traditionen und Akupunkturrichtungen, die sich sowohl in der Diagnostik, als auch in der Auswahl der Punkte und der Akupunkturtechniken unterscheiden.
Auswahl der Akupunkturpunkte:
(Beispiele zur Veranschaulichung)
In der TCM wählt man die Akupunkturpunkte nach diversen Kriterien.
- Lokale Punkte und schmerzhafte Punkte
Am Ort des Geschehens werden entsprechende Punkte gewählt.
- Fernpunkte
Bei Schmerzen im Kopfbereich wählt man Punkte, die am anderen Ende des Körpers liegen, zum Beispiel an den Füßen. Das wirkt wie eine Art Hebel oder Sog.
- Wirkung von Punkten
Manchen Punkten wird eine bestimmte Wirkung zugeschrieben
- Fünf Elemente
Manchen Punkten wird ein Element zugeordnet. Je nach Diagnose entsprechend den fünf Elementen wählt man Akupunkturpunkte aus.
- Kontralaterale Punkte
Befindet sich eine Beschwerde auf der einen Körperseite, dann kann man Punkte auf der gegenüberliegenden Seite wählen. Auch hier ist das eine Art Hebel oder Sogwirkung die angestrebt wird.
- Punkte die Energie, in einem bestimmten Körperareal lenken.
Es gibt Akupunkturpunkte, die mit einem Körperbereich in Verbindung stehen bzw. die Wirkung dort hinlenken. Bei bestimmten Beschwerden wird man diese Punkte zusätzlich nadeln um die Wirkung der anderen dort hin zu lenken.
Moxibustion
Die Moxibustion ist untrennbar mit der Akupunktur verbunden. Dabei wird ein getrocknetes Kraut, das Beifuß, in Form einer Zigarre oder als Kegel geformt, zusätzlich zur Akupunktur verwendet. Mithilfe des Moxakrauts werden Akupunkturpunkte oder Körperareale erwärmt. Dadurch wird ein zusätzlicher wärmender Effekt genutzt. Qi und Blut werden dadurch erwärmt und Stagnationen beseitigt. Meistens berührt das brennende Moxakraut die Haut nicht, sondern wird mit etwas Abstand über die Akupunkturpunkte abgebrannt.
Akupunkturtechniken
Eine sehr häufig gestellte Frage ist die nach der Tiefe der Nadelung. Akupunkturnadeln werden unterschiedlich tief gestochen. An manchen Körperstellen werden die Akupunkturnadeln sehr oberflächlich gesetzt, also direkt in die Haut oder knapp darunter und andere Nadeln werden 1-1,5 cm tief genadelt. An manchen Stellen kann auch eine tiefere Nadelung erfolgen. Die benutzten Akupunkturnadeln werden sachgerecht entsorgt. Es werden jedes mal neue unbenutzte und sterile Akupunkturnadeln verwendet.
Ist Akupunktur schmerzhaft?
Es gibt verschiedene Arten der Akupunkur. Die klassische chinesische Akupunktur, wie sie in China praktiziert wird, ist schmerzhaft. In meiner Praxis verwende ich eine modifizierte Akupunkturtechnik. Das Einstechen ist fast schmerzlos. Wenn die Nadel drin ist bemerkt man ein Kribbeln, oder Ziehen.
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Welche Arten von Akupunktur gibt es?
Generell kann man zwei Arten von Akupunktur unterscheiden. Die Körperakupunktur und die Reflexzonenakupunktur.
Reflexzonenakupunktur
Zur Reflexzonenakupunktur gehört die Ohrakupunktur, die Handakupunktur und die Schädelakupunktur, Bauchakupunktur etc. Man geht davon aus, dass sich in einem dieser Körperteile, der gesamte Körper abbildet. Möglicherwiese weil diese Areale mit Körperpartien und Körperorganen über Nerven und Energiebahnen in Verbindung stehen. Über die Stimulation dieser Areale mittels Akupunkturnadeln, versucht man das entsprechende Gewebe oder Organ zu stimulieren.
Körperakupunktur
Bei der Körperakupunktur geht man davon aus, dass der Körper von Meridianen durchzogen ist, die den gesamten Körper mit Energie versorgen und untereinander in Verbindung stehen. Über Akupunkturpunkte, die kleine Öffnungen darstellen, erreicht man diese Energie und nimmt Einfluss auf die Organe und Gewebe, die durch die entsprechenden Meridiane versorgt werden. Bei der Körperakupunktur verwendet man auch Punkte am Ohr, an den Händen, am Bauch und am Kopf. Doch man nutzt diese Punkte nicht als Reflexzonen, sondern um das Qi direkt zu beeinflussen.
Geschichte der Akupunktur
Die Ursprünge der Akupunktur gehen wohl auf Jahrtausende vor Christus zurück. Funde von Stein- Bambus- und Knochennadeln, die zu medizinischen Zwecken verwendet wurden, geben Hinweise darauf.
Theorien zur Entdeckung der Akupunktur:
- Zufall, Ausprobieren und Erfahrung
Durch instinktives Beklopfen, Drücken und Bearbeiten bestimmter Körperareale und Punkte, ist möglicherweise ein Effekt erzielt worden, der schmerzlindernd war oder eine Beschwerde verbesserte. Dabei hat man vielleicht festgestellt, dass manche Stellen eine bessere Wirkung erzielt haben als andere.
- Feinfühlige und hellsichtige Menschen
Möglicherweise haben sensitive Menschen, die besondere Fähigkeiten besaßen, herausgefunden, dass eine Lebensenergie im Menschen strömt und diese auf eine besondere Art und Weise im Menschen zirkuliert. Es ist denkbar, dass solche Menschen das Qi, die Meridiane und Akupunkturpunkte entdeckt haben.
Erste Aufzeichnungen über die Anwendung von Akupunktur gab es schon vor 1000 v.Chr. Lesen Sie weiter: Wie die alten Chinesen die Akupunktur gefunden haben
Wurzeln der heutigen TCM und Akupunktur
Die TCM und Akupunktur, wie sie heute praktiziert wird geht auf das Huang di Neijing zurück, den gelben Kaiser. Dieses Buch ist ein Grundlagenwerk der heutigen TCM. Die Anfänge seiner Aufzeichnung gehen auf ca. 200 v. Chr. zurück.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil erklärt Grundlagen der Physiologie und Pathologie und der zweite Teil befasst sich mit Akupunkturtechniken und deren Anwendung.
Es ist als in einer Art Dialog verfasst, zwischen dem Gelben Kaiser und seinem Minister. Der gelbe Kaiser hat jedoch vor ca. 2500 v.Chr. gelebt, während das Neijing 200 v. Chr niedergeschrieben wurde. Ob dieser Dialog tatsächlich stattgefunden hat und wie die Akupunktur tatsächlich entstand, ist nicht geklärt.
Nach dem Neijing gab es noch andere wichtige Klassiker, die in der heutigen TCM Anwendung finden, gelehrt und diskutiert werden.
Akupunktur ausserhalb Chinas
Ca. 500 n.Chr. fand die Akupunktur auch in anderen asiatischen Ländern wie Japan und Korea Verbreitung. Diese übernahmen die Akupunktur und veränderten sie der eigenen Tradition und den eigenen Bedürfnissen entsprechend. Heute sind sie auch als koreanische und japanische Akupunktur bekannt. Sie arbeiten zwar auch mit Nadeln und Akupunkturpunkten, aber mit einer anderen theoretischen und diagnostischen Grundlage als die TCM.
Nach Europa gelangte die Akupunktur erst viel später. Die Seefahrer brachten sie nach ihren Entdeckungsreisen ins Abendland. Das war ca. im 17 Jh. n. Chr. Es dauerte noch sehr lange bis sie sich auch bei uns als Therapiesystem etabliert hat. Seit ca. 30-40 Jahren wird in Europa die Akupunktur regelmäßig angewendet und erfreut sich in den letzten Jahren immer wachsender Beliebtheit.
Wirksamkeitsnachweise der Akupunktur
Immer wieder gibt es Forderungen nach Wirksamkeitsnachweisen und Studien, die die Wirksamkeit belegen sollen. Und immer wieder sowohl im Westen, als auch in China werden Studien durchgeführt.
Es gibt Studien, die eine gewisse Wirksamkeit belegen und andere, die der Akupunktur lediglich einen Placeboeffekt zuschreiben. Kurz die Studienlage ist oft widersprüchlich.
Wenn man das Prinzip der TCM und der Akupunktur wirklich verstanden hat, dann wird schnell klar, dass sie sich nicht mit wissenschaftlichen Kriterien messen lassen kann, weil sie nicht reproduzierbar ist. Jeder Mensch ist in jedem Moment anders und einmalig. Der Erolg der Akupunktur hängt vom Therapeuten ab, seine Diagnosefähigkeiten, die Fähigkeit die richtige Auswahl von Punkten für diesen Patienten, in diesem Moment zu treffen. Natürlich ist es auch wichtig die Punkte richtig zu lokalisieren und die richtige Technik anzuwenden.
Akupunktur ist etwas sehr Individuelles und nicht zu Laborbedingungen reproduzierbar, weil man sie nicht standartisieren kann. Es gibt Versuche, vor allem von schulmedizinisch geprägten Akupunkteuren, die Akupunktur in ein Schema zu pressen und sie wie eine Rezept zu verabreichen. Es gibt sogar Computerprogramme, die dem Therapeuten die Diagnose erleichtern sollen. Man gibt die Symptome ein und das Computerprogramm spuckt die Diagnose aus und die passenden Akupunkturpunkte dazu. Bei Beschwerde A, nehme man die Punkte B, doch das funktioniert so nicht.
Keine Erkrankung gleicht der anderen und kein Patient gleicht dem anderen und kein Moment ist gleich eines anderen, auch wenn die Symptome oft ähnlich scheinen. Das ist der Grund warum die Studienlage zur Akupunktur so widersprüchlich ist.
Trotz zahlreicher Studien zur Akupunktur und viele Aussagen über die Wirksamkeit, ist diese nicht wirklich beweisbar. Akupunktur beruht wie fast alle Methoden der Naturheilkunde auf Überlieferung und auf Erfahrung. Der Erfolg ist von vielen einzigartigen nicht wiederholbaren Faktoren abhängig.
Ausserdem bewegt sich die Akupunktur im Grenzbereich von Materie und Nicht-Materie. Wir alle wissen, dass sich Dinge, die sich jenseits der Materie befinden im Labor nicht nachweisbar sind und für die Wissenschaft ein ewiges Mysterium bleiben werden. Und das ist auch gut so.
Tatsache ist jedoch, dass die Akupunktur immer beliebter wird und gerne in Anspruch genommen wird. Sie hat Jahrtausende überdauert und sich immer mehr verbreitet.
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