Die Physiologie in der Frauenheilkunde nach der TCM.
Wichtige Begriffe, Organe und Organsysteme in der Gynäkologie.
-eine kleine Einführung für interessierte Patientinnen-
In der TCM interessiert man sich erstmal gar nicht um die materiellen Geschehnisse im Körper. Die Chemie spielt keine Rolle. In der Frauenheilkunde werden Hormone noch nicht einmal erwähnt.
Qi (Tschi)
In der TCM ist es das Qi, die Energie und die Funktion, welche betrachtet wird, nicht die Materie. Denn Materie, Hormone, Zellen, Knochen, körperliche Strukturen etc. entstehen aus Energie, aus dem Qi. Qi ist die Lebenskraft, die alles bewegt und manifestiert, aus der alles entsteht. Qi spielt eine zentrale Rolle in der chinesischen Medizin.
Qi ist allerdings keine reine Energie wie Elektrizität, sondern es wird von Blut und Säfte getragen und genährt. Es ist eng an Materie gebunden und kann ohne diese nicht wirken.
Yin und Yang
In der chinesischen Medizin sind Yin und Yang Polaritäten. Aus Yin und Yang entsteht das Qi, aus dem wiederum wird Materie geformt. Yin und Yang müssen im Gleichgewicht sein, damit Prozesse, sowohl körperliche, als auch seelische und geistige reibungslos ablaufen können.
Überwiegt Yin oder Yang, oder gerät eins davon in Mangel, dann entsteht ein Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht von Yin und Yang wirkt sich unmittelbar auf das Qi aus. Das wiederum hat Einfluss auf die Materie und den Körper.
Wenn das Yang die Kontrolle übernimmt, dann entsteht zu viel Hitze. Der Körper brennt aus. Überwiegt die Kälte dann verlangsamen sich die Körperfunktionen. Vieles läuft dann nicht mehr rund. Es entsteht Trägheit und Stagnation.
Deshalb ist es so wichtig Yin und Yang im Gleichgewicht zu halten.
Essenzen, Jing
Essenz, Jing, ist in der chinesischen Medizin etwas, was sich schwer übersetzen lässt. Es sind verdichtete und wertvolle Substanzen, die gespeichert werden können. Essenz besteht aus Yin und Yang, woraus wiederum Qi gebildet wird. Wie ist das zu verstehen?
Essenzen sind wichtige Stoffe, wie zum Beispiel Vitamine, Mineralstoffe und alles was der Körper braucht um Substanz zu bilden, aber auch die Gene gehören dazu und seelisch/geistige Aspekte.
Die Seele besteht auch aus Essenzen, weil darin wichtige Informationen und Erfahrungen gespeichert sind.
In der Gynäkologie spielt die Essenz eine wichtige Rolle.
Das Fortplanzungssystem hängt von der Stärke der Essenz ab, denn daraus entsteht Blut, Eizellen und Spermien. Auch diese werden als Essenzen bezeichnet.
Blut, Xue
Blut, Xue (Schü gesprochen) spielt in der Gynäkologie eine zentrale Rolle. Frauen bluten jeden Monat, verlieren Blut und müssen es wiederaufbauen. Deshalb geraten sie leicht in einen Blutmangel. Doch Blut ist nicht nur der Saft, der in den Adern fließt, sondern steht für viele weitere Aspekte.
Es steht sinnbildlich für viele andere Funktionen. Es befeuchtet und ernährt das Qi und somit den gesamten Körper. Gleichzeitig ist es der materielle Träger des Bewusstseins und ermöglicht den Geist sich in der Gegenwart zu manifestieren und zu wirken. Es hilft gelassen mit der Welt zu interagieren. Wer ein starkes Blut hat, kann mit den Anforderungen des Lebens besser umgehen.
Blut entsteht aus der Essenz mithilfe des Qi.
Geist, Shen
Shen kann man am ehesten mit Geist oder Spirit und Bewußtsein übersetzen. Es ist das, was uns den Augenblick gewahr werden läßt und ihn dadurch gleichzeitig ermöglicht. Wo kein Betrachter, da ist auch kein Objekt. Oder doch?
In der chinesischen Medizin wird der Shen dem Herzen zugeordnet. Er wohnt im Herzen. Damit der Spirit ruhig und ausgeglichen ist, braucht es Substanzen und ein starkes Blut. Yin und Blut müssen stark sein, sonst wird der Geist unruhig.
Der Shen ermöglicht und bewirkt das Leben, denn der Shen aktiviert die Essenz. Wenn die Essenz durch den Shen aktiviert wird, dann ensteht aus dem Yin und Yang das Qi. So wandelt Shen, die Essenz in Qi und aus dem Qi entsteht Materie. Ohne Shen würde die Essenz nur existieren, aber sich nicht wandeln. Es würde nichts passieren.
Organe in der Frauenheilkunde
Der Uterus in der TCM:
Das zentrale Organ der Gynäkologie ist der Uterus (Bao Nü). Bao Nü bezeichnet nicht nur den Uterus an sich, sondern ein ganzes Organsystem. Zum „Uterus“ gehören die Gebärmutter selbst, die Eierstöcke und die Eileiter.
Die Nieren in der TCM:
Auch hier versteht man unter Nieren nicht nur die Organe Nieren, sondern ein ganzes Organsystem. Die Nieren stehen sinnbildlich für viele Funktionen.
Nieren speichern Essenz, diese Essenz ist die Grundlage unserer physischen Kraft, aber auch Basis für emotionale Stabilität und geistige Klarheit. Die Nierenessenzen entstehen aus Ni-Yin und Ni-Yang. Im Laufe unseres Lebens wird Nierenessenz verbraucht.
Die Nieren spielen eine wichtige Rolle in der Fruchtbarkeit und der Menstruation. Eizellen und Spermien werden aus Nierenessenz gebildet und auch das Blut, welches die Menstruation bestimmt und die Ernährung des ungeborenen Kindes sicherstellt.
Nierenessenz, Ni-Yin und Ni-Yang spielen eine große Rolle bei der Eizellreifung, beim Eisprung und im hormonellem System. Sie beeinflussen maßgeblich die Pubertät, Fruchtbarkeit, Potenz, Libido, Empfängnis, Schwangerschaft und Menopause.
Aus Ni-Yin und Ni-Yang entsteht Ni-Qi. Diese hat die Aufgabe, die Organe an ihren Platz zu halten und somit auch den Uterus. Es hebt die Energie, verhindert Aborte und Organsenkungen.
Blut in der TCM:
Menstruationsblut wird auch als Tian Gui bezeichnet, himmlisches Wasser. Es entstammt dem Wasser der Niere und den Nierenessenzen. Dieses „Nierenwasser“ wird durch Leber, Milz und Herz in Blut umgewandelt. Blut spielt in der Gynäkologie eine sehr wichtige Rolle, doch es bezeichnet nicht allein das Menstruationsblut, sondern eine Art Funktion, die einen engen Bezug zum westlichen Hormonsystem hat.
Leber in der TCM:
Die Leber der chinesischen Medizin ist nicht gleichzusetzen mit dem Organ Leber, wie wir sie aus der westlichen Medizin kennen, sondern beschreibt ebenfalls eine Funktionseinheit.
Demnach speichert die Leber das Blut und hat einen engen Bezug zum Menstruationsblut. Es bewegt das Blut und das Qi und hat einen großen Einfluss auf den Monatszyklus und den Blutfluss. Durch die harmonische Blutzirkulation nährt sie Gewebe und Schleimhäute wie z.B. Scheidenschleimhäute, aber auch Augen, Fingernägel, Haut und Haare.
Milz in der TCM:
Auch hier gilt mit der Bezeichnung Milz ist nicht das Organ gemeint, sondern ein Organ- und Funktionssystem. Und das hat mit der „westlichen Milz“ gar nichts zu tun.
Unter dem Begriff Milz versteht man unter anderem das Verdauungs- und Assimilationssystem. Vergleichbar mit einem Teil der Funktion der „westlichen Leber“, der Bauchspeicheldrüse, Zwölffingerdarm und Dünndarm.
In der chinesischen Medizin auch kurz als Mitte bezeichnet.
Die Milz ist Dreh- und Angelpunkt vieler Funktionen, denn die Nahrung und die Assimilation der Stoffe aus der Nahrung, ermöglicht erst das Leben.
Die Milz hilft Blut und Qi (Kraft und Funktion) zu bilden, hält das Blut in den Gefäßen und verhindert dadurch Blutungen. Es unterstützt den Stoffwechsel des Körpers, dadurch bilden sich gute brauchbare Substanzen und Energie.
Wenn die Mitte allerdings nicht gut funktioniert, dann kommt es zu einem Mangel an Energie, Blut und Substanz, und stattdessen zu einem Übermaß an Nässe und Feuchtigkeit. Das kann zu Trägheit führen und viele Körperfunktionen beeinträchtigen.
In der Gynäkologie kann das zu vielerlei Problemen führen z.B. zu Ausfluss, Eileiterverklebungen, Belegung der Gebärmutter durch Nässe und dadurch zu Menstruationsstörungen. Ferner zu Schwierigkeiten bei der Einnistung des Embryos. Außerdem zu Blockierung des Energie- und des Blutflusses und dadurch zur Unterstützung von Zystenbildung, PCOS, Myomen etc.
Herz in der TCM:
Das Herz regiert das Blut und somit auch die Menstruation. Es beherbergt den Geist Shen.
Es besteht eine direkte Verbindung zwischen Herz und Uterus. Das hormonelle System, der Blutfluss, die Fortpflanzungsorgane und die Libido werden vom Herzen regiert.
Schwierige emotionale Einflüsse wirken sich zum einen auf die Leber aus und blockieren dadurch den harmonischen Fluss des Qi und dadurch auch des Blutes, und gleichzeitig beeinträchtigen sie das Herz. Dadurch wird die Verbindung zum Uterus gestört, also die Gebärmutter und die Eierstöcke.
Emotionale psychische Probleme und Konflikte haben deshalb einen starken Einfluss auf das Hormonsystem und die Fortpflanzungsorgane!
Zusammenspiel
All diese Dinge müssen harmonisch zusammenspielen, damit die Fortpflanzungsfunktionen reibungslos funktionieren können und Leben geschehen kann. Das ist so ähnlich wie bei einem Mobile. Wenn alle Teile im Gleichgewicht sind, dann bewegt es sich wunderschön. Gerät eins in ein Ungleichgewicht, so reißt es alle anderen mit.
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